Wettbewerbe

UFOs und Brücken

Lehrer sind fehlbar. Ehrlich. Sogar die promovierten. Denn weder der Schulleiter Dr. Münnix noch Organisator Dr. Cornels hätten damit gerechnet, welche Energien zwei Blatt Papier und eine Büroklammer in den Händen engagierter Fünftklässler freisetzten können... Doch von Anfang an. Am 10. Dezember jährte sich die Verleihung des Nobelpreises in Chemie an unserer Namenspatronin Marie Curie zum einhundertsten Mal, ein historisches Ereignis, welches am Marie-Curie-Gymnasium natürlich gebührend begangen werden musste. Schnell war klar, dass dies nicht in Form eines Festaktes mit langen Reden geschehen sollte, sondern in Form eines Wettbewerbs, bei dem möglichst viele Schülerinnen und Schüler ihr naturwissenschaftliches Können unter Beweis stellen sollten. Dies hätte auch Marie Curie sicherlich besser gefallen, die ja bekanntermaßen zeitlebens eine engagierte Frau der Tat war. Gesagt, getan. Den Fünftklässlern wurde im Biologieunterricht die Aufgabe gestellt, in 30 Minuten ein Flugobjekt zu bauen, das bei einem Fall aus einer Höhe von fünf Metern möglichst langsam zu Boden sinken würde und dabei eine Büroklammer transportieren musste. Als Material standen nur zwei Blatt Papier, Schere und Kleber zur Verfügung. Klingt simpel, ist es aber keineswegs. Schon die Vorausscheidungen zeigten deutliche Unterschiede bei den mit viel Können, Ehrgeiz, Industriespionage und Kreativität erstellten Fliegern. Da gab es alles vom Modell Ach-ich-kleb-die Büroklammer-einfach-mal-in-die-Ecke, über das Objekt Keine-Ahnung-warum-aber-es-schwebt-super-und-sieht-geil-aus, bis hin zum das-Design-habe-ich-mir-bei-der-Pusteblume-abgeschaut-Prototypen. Nach den Vorausscheidungen in den Klassen traten die vier besten Modelle je Klasse bei der Endausscheidung an. Die älteren Schülerinnen und Schüler der Physikkurse aus Jahrgang 9 wurden vor eine nicht minder schwierige Aufgabe gestellt, die in Dreierteams bewerkstelligt werden sollte. Es galt, eine Brücke über einen 50 Zentimeter breiten Spalt zwischen zwei Tischen zu bauen, die dann auch noch ein möglichst hohes Gewicht tragen sollte. "Ein Kinderspiel!", dachte so mancher Neuntklässler, bis ihm Mitorganisator Herr Hoffmanns die zur Verfügung stehenden Baumaterialien präsentierte. Lediglich zehn Blatt Papier, ein paar Trinkhalme und zwei Meter Bindfaden sollten eine stabile Brücke ergeben! Bereits in den Vorausscheidungen trennte sich hier schnell die Spreu vom Weizen. Einige Brücken hätten zwar einen Designpreis verdient, trugen aber kaum ihr eigenes Gewicht, einige Modelle knickten aber auch bei mehreren Hundert Gramm Belastung nicht ein. Die tragfähigsten Modelle aus jeder Klasse kamen in die Finalrunde. Da der eigentliche Jahrestag auf einen Samstag fiel, fand das Finale bereits am Freitag, dem 9. Dezember 2011, statt. Von Sprechchören und Plakaten ihrer Mitschüler angefeuert traten die 16 besten Flugobjekte im KO-System im direkten Vergleich an. Nach spannenden und zum Teil äußerst knappen Duellen wurde schließlich das Modell von Alicem Susam aus der Klasse 5b zum Sieger erklärt. Auch bei den Brückenbauern zeichnete sich ein spannender Wettkampf ab: Nachdem eine Brücke bereits schnell aus dem Rennen war, zeigten die anderen bis zu einem Gewicht von drei Kilogramm keine Schwächen. Erst danach hielten zwei weitere Brücken der Belastung nicht mehr stand. Das Siegermodell von Alexander Trapp, Jan Streubel und Felix Augardt aus der 9c ging erst bei unglaublichen fünf Kilogramm in die Knie! Die Sieger und Platzierten wurden von Dr. Münnix mit Urkunden und mit vom Verein der Freunde gestifteten Preisen ausgezeichnet. Und während in Turnhalle 1 ein vergessener Papiergleiter langsam zu Boden sinkt, sind den Veranstaltern drei fundamentale Dinge klar geworden: Lehrer sind fehlbar (siehe oben), Schüler sind noch immer begeisterungsfähig und Marie Curie hätte heute bestimmt Spaß gehabt... Dr. Holger Cornels